Zusammenarbeit mit der Wissenschaft nicht möglich? -
Ein Erfahrungsbericht

Der Verfasser arbeitet nun schon mehr als sechs Jahre im Bereich der Beschreibung devonischer Echinodermen aus der Eifel und dem Südrand der Dinant Mulde. In dieser Zeit hat er die Erfahrung von Kooperation und von beständiger Ablehnung seiner Aktivitäten erlebt. Ganz im allgemeinen gesagt, ist die Paläontologie, insbesondere in Deutschland, eher auf dem absteigenden Ast. Da die Institute und Museen in der Regel von der öffentlichen Hand getragen werden (warum müssen Paläontologen eigentlich Beamte sein...?), fehlt es - wie in vielen wissenschaftlichen Bereichen - an jeder Ecke an finanziellen Mitteln. Die Chance, als Paläontologe einen Job zu bekommen, sind zumeist sehr gering. Dies führt dazu, daß junge motivierte Wissenschaftler eher eine andere Berufssparte wählen, was wiederum nach sich zieht, daß die Fortschritte in der Erforschung der Erdgeschichte auf Basis von Fossilien  ins Stocken geraten droht. Vielerort ist auch eine regelrechte Verkrustung in den Instituten zu verspüren. Man verschanzt sich z.T. gegenüber Neuerungen hinter "alt hergebrachtem" und Regularien, die sich teilweise wie Gesetztestexte lesen und nicht wie Empfehlungen, die sie eigentlich sein sollten. Nun ist natürlich nicht alles schlecht, was einen gewissen Rahmen vorgibt. Wenn diese Vorgaben dann aber ein Verhindern statt ein Fördern mit sich bringen, sollten man sich doch Gedanken darüber machen, ob der Sache hiermit noch gedient wird. So geschehen bei der Vorstellung von Erstnachweisen paläozoischer Crinoiden, die bisher nur aus Australien und Russland bekannt waren. Hierbei lasse ich einmal die fachlichen Einwände, über die man sicherlich sprechen und diskutieren muß, außer Betracht. Mir wurde seinerzeit empfohlen, zumindest neue Arten und Gattungen in einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu publizieren ( "... damit sie Gültigkeit haben."). Diesen Vorschlag habe ich aufgegriffen und ein Manuskript zur Veröffentlichung dem seinerzeitigen Schriftenleiter von Senckenbergiana lethaea eingereicht. Zunächst hat es erst einmal mehrere Monate gedauert, bevor ich die Nachricht bekam, daß das Manuskript zum "Review" gegeben worden ist. Dann bekam ich eine Nachricht, die nicht nur vom Inhalt sondern auch von der (sonst für diese Herrn so hochgelobten und notwendigen) Form nur als eine Frechheit bezeichnet werden kann. Ohne Kopfbogen (von Senckenberg) und mit einigen handschriftlichen Korrekturen versehen mußte ich da lesen, daß man aus formalen aber auch inhaltlichen Bedenken von einer Publikation des Aufsatzes Abstand genommen hat. Zu lesen waren dort Passagen, die wohl Wort wörtlich, zumindest aber sinngleich aus der Antwort des Rezensors übernommen worden waren und die polemische Handschrift eines Herren tragen, der schon seit Jahren meine Aktivitäten über die Maßen kritisch verfolgt.

Dieser Herr schrieb mir z.B. einmal bei der Publikation einer neuen Gattung (Struveicrinites hoelleri) aus der Eifel: "... denn der geehrte müßte sich wehren, kann aber nicht. Der von Ihnen geehrte (Wolfgang) STRUVE rotiert (Anmerkung: Hier ist Herr STRUVE in seinem Grab gemeint) sicher schon." Nun könnte man ja über die Sache lachen, wenn dies nicht von jemanden kommen würde, der sich als Echinodermen-Spezialist bezeichnet, es allerdings im Rahmen seiner "wissenschaftlichen Laufbahn" weder geschafft hat im linksreinischen noch im rechtsrheinischen Devon ordnende Monographien zu schaffen! Ganz im Gegenteil:

So fragte ich in einem Museum anläßlich der Bearbeitung oberdevonischer Echinodermen an, ob ich die dort hinterlegte, fast vollständige Kapsel eines? Lepidocentrus zu Vergleichszwecken erhalten könne. Von dort wurde mir gesagt, daß dieses Stück in Göttingen liege. Auf meine diesbezügliche Anfrage dort erhielte keine Antwort! Auch hat er sich der Herr "elegant" aus einem Projekt ausgeklinkt, bei dem es um die Bearbeitung von Crinoiden aus dem Oberdevon der Eifel im Rahmen eines geplanten Senckenberg-Couriers ging.

Alles in allem kann man zu diesen Fällen nur sagen: Arme Wissenschaft, wenn man sich auf solche Spezialisten verlassen muß.

Alles andere als gut gelaufen ist auch die geplante Bestandsaufnahme der wohl als einmalig zu bezeichnenden Fossilien von Wallersheim/Loch in der Prümer Mulde / Eifel. Diese Fundstelle wurde der Wissenschaft (Senckenberg) vor mehr als 20 (!) Jahren gemeldet und bis heute liegen nur Bearbeitungen einiger Brachiopodengruppen [(vergl. GODEFROID, J. & HAUSER, J. (2003)] und der Echinodermen [(vergl .HAUSER, J. & HAUSER, A, (2003)] vor. Zwischenzeitlich gab es nicht nur eine lange Zeit von Stillstand sondern auch eine Reihe von persönlichen Enttäuschungen, die sich nicht nur der Verfasser erleben mußte. So hat Herr Prof. Dr. Paul SARTENAER es mehrfach versucht, die Bearbeiter für ein geplantes Senckenberg-Band unter einen Hut zu bringen. Viele ihm hier gemachten Zusagen wurden aber nicht eingehalten. Der Verfasser hat daher die als Leihgabe den Wissenschaftlern zur Verfügung gestellten Fossilien wieder einzusammeln. Wer diese Geschichte am eigenen Leib miterlebt hat, wird mit Recht daran zweifeln dürfen, daß Funde bzw. Fundstellen, die von privat gemeldet werden eine entsprechende Würdigung seitens der Wissenschaft erfahren.

Über ein weiteres negatives Beispiel ist zu berichten, als es um eine Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland im Hinblick auf eine offizielle Sammlungsbeauftragung ging. Auf Veranlassung des geologischen Instituts der Universität Köln wurden einige Sammler in den Räumlichkeiten des Institutes zusammengerufen. Dort wurde dann in aller Ausführlichkeit von einer Dame des LVR referiert, welche große Vorteile es mit sich bringen würde, wenn man sich die Sammlungsaktivitäten vom LVR "hoheitlich" (in Form einer Sammlerbeauftragung) absegnen ließe. Dann hörte man monatelang nichts mehr. Der Verfasser fragte daher im Hinblick auf ein Grabungsvorhaben an und bekam die Antwort ".... derzeit wird geprüft, geprüft, geprüft und wir können derzeit garnichts entscheiden." Das zum Thema "offizielle Beauftragung"!

Es sei daher an dieser Stelle dazu aufgerufen, sich die notwendige Sachkunde über bestimmte, vom Sammler bevorzugte Fossilgruppen, anzueignen und auch selber zu publizieren. Neben notwendiger Grundkenntnisse der Morphologie der Fossilgruppe reicht es für die Errichtung einer neuen Art/Gattung aus, wenn man sich an folgendes Raster hält:

Einführung,
Adresse des Verfassers,
Kurzfassung / Abstract,
Schlüsselwörter / Key-words,
Systematik,
Synonymliste,
Locus typicus,
Stratum typicum,
Material (mit Abbildung des Typus),
Diagnose,
Beschreibung,
Maße,
Beziehungen,
Vorkommen /
Verbreitung,
Literatur.

Der Typus sollte in einem Institut/Museum hinterlegt werden. Der Verfasser schließt hier Verträge ab, die es ermöglichen, daß der Typus zeitlebens in der Sammlung des Verfassers verbleibt und nur für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung gestellt werden muß.

Als geeignetes Publikationsforum bietet sich auch das Internet an, denn es sollte auch eine gewisse Zugänglichkeit der Literatur gewährleistet sein. So wäre es denkbar, auf einer Homepage diese Publikation als pdf im download zur Verfügung zu stellen. Damit entfällt bei Interessenten auch eine z.T. langwierige Literatursuche in Bibliotheken und auch in anderen Ländern kann sehr schnell auf Literaturgrundlagen zurück gegriffen werden.

Auf der anderen Seite schlugen dem Verfasser eine Menge Offenheit und Zugänglichkeit entgegen, als es um die Bestandsaufnahme der Crinoiden der Institute und Museen in Deutschland und Belgien ging. Bereitwillig öffneten sich Türen, die ansonsten wohl nur einem engen Kreis von Wissenschaftlern vorbehalten bleiben. Natürlich liefen diese Aktionen auch auf Gegenseitigkeit, denn die Dokumentationen sowohl der fototechnischen als auch der schriftlichen Aufzeichnungen wurden den Instituten und Museen zur Verfügung gestellt.

Es bleibt zusammenzufassen, daß man es als "Quereinsteiger" in die Paläontologie nicht immer leicht hat, insbesondere dann, wenn man die Meinung "gestandener Paläontologen" in Frage stellt und von der Publikationsseite Aktivitäten an den Tag legt. Unsere heutige multimediale Welt bietet jedoch eine Fülle von Möglichkeiten wissenschaftlich tätig zu sein und hier sollte man das Wort Wissenschaft so verstehen, daß hiermit alles umfaßt wird, was die Erkenntnisse in einem Fachbereich nach vorne bringt!

Seit Jahren ist der Fundort "Wallersheim/Loch" bekannt für seine reichhaltigen oberdevonischen Fossilfunden. Nach dem in es in den letzten Jahre (siehe weiter oben) sehr ruhig um diese Fundstelle geworden ist, weil einige Wissenschaftler diese Stelle "ad acta" (z.B. die Rhynchonelliden und Goniatiten!) gelegt haben, ist nun im Senckenbergiana lethaea die Arbeit von CLAUSEN & HAUSER über die ortho- und cyrtoconen Cephalopoden erschienen. Nach langen "Vorwehen" mit einigen frustrierenden Erlebnissen ist es nun doch gelungen, einen entsprechenden Artikel in dieser Fachzeitschrift zu publizieren. Ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dr. CLAUS-DIETER CLAUSEN, Mönchengladbach, der es durch seine Ruhe und Gelassenheit geschaft hat, die Arbeiten doch noch zu einem produktiven Ende zu bringen. In jedem Fall ein gutes Gefühl, daß Stück für Stück die fossile Welt von Wallersheim doch noch zu der (wissenschaftlichen) Bekanntheit gelangt, die ihr zusteht.